One of my all-time favourite authors has always been Georg Hermann, whose novels now are largely forgotten, after an attempt to issue a complete edition of his works had to be abandoned due to a lack of interest in the 1990s.
Hermann emigrated in the 1930s to the Netherlands before getting caught by the Nazis and being murdered in Auschwitz. His works were translated into English except for one novel, his most popular work “Jettchen Gebert”. I have one of the ultra rare copies of this translation, issued in the 1920s in the UK.
Highly interesting are his letters, written in the Dutch exile, where he summarised his views on the world, a sort of farewell as if he had known what was coming his way.
Despite never having been a political author Hermann points his finger in a prophetic way towards the eventually catastrophic developments he sensed. A timely reminder of our days, here is a short excerpt.
“Was für eine Welt verläßt man! Eine Welt, die wie Chronos ihre eigenen Kinder frißt, die die Heere ständig auf Kosten jeder Lebensverbesserung vergrößert, die Länder verwüstet, Städte in den Grund schießt, Fabriken in Trümmer legt, die ins Blaue und Sinnlose hinein produziert, ohne eine Ahnung zu haben, wie das Produzierte verteilt werden soll und wie der Mensch dann an die Güter kommen soll, nach denen er schreit in seiner Notdurft und in seinem Hunger — eine Welt, die allenthalben den Armen zusammenkartätscht, sowie er erträglichere Lebensbedingungen fordert, die einige wenige haben in überreichem Maße und als Grundlage ihrer Existenz ansehen. Eine Welt, in der sich die Regierungen gegen jede Verbesserung der Lebenslage und der Lebensführung ihrer Bürger sträuben, nur nicht gegen die Verbesserungen an Kanonen, Flugzeugen, Giftgasen, Unterseebooten und Fliegerstaffeln und anderer Instrumente der Lebens- und Kulturvernichtung. Eine Welt, in der die offizielle Lüge längst jede Wahrheit verdrängt hat und die alle Werte und alle Vernunft in das Gegenteil abwandelt, in der der Mensch für den Staat und nie der Staat für den Menschen da ist, nicht die Produktion für den Menschen, sondern der Mensch für die Produktion (…); die über Überbevölkerung jammert und Geburtenerhöhung fordert, nur um möglichst viel Schlachtvieh für die Zukunftskriege zu haben (…). Eine Welt, die sogar aus einem kürzlichen Mord an dreißig Millionen Männern aller Farben und Rassen das eine noch nicht gelernt hat, nachdem sie dadurch verarmt, verwüstet und zugrunde gerichtet wurde, daß Krieg ein ungangbarer Weg zur Verbesserung der Lebenslage des Menschen auf dieser Erde ist.”
(“What a world you leave! A world that eats its own children like Chronos, that constantly enlarges the armies at the cost of any improvement in life, devastates the countries, shoots cities into the ground, puts factories in ruins, which produces into the blue and senseless without having any idea, how the produced is to be distributed and how man should then get the goods he is crying for in his need and in his hunger – a world that everywhere aggravates the poor as well as he demands more bearable living conditions that a few have in to a large extent and as the basis of their existence. A world in which governments are opposed to any improvement in the living conditions and lifestyles of their citizens, but not against the improvements in cannons, airplanes, poison gases, submarines and air force squadrons and other instruments of life and culture destruction. A world in which the official lie has long since superseded all truth and which converts all values and all reason into the opposite, in which man is there for the state and never the state for man, not production for man, but man for production (…); who whines about overpopulation and demands an increase in birth, just to have as much slaughter cattle for the future wars (…). A world that, even from a recent murder of thirty million men of all colors and races, has not yet learned one thing after becoming impoverished, devastated, and ruined by the fact that war is an inevitable way to improve people’s lives on earth.”)
2 Comments
Hallo Herr Endres,
es freut mich, hier auch einen Bewunderer von Georg Hermann gefunden zu haben. Sie erwähnen englische Übersetzung seiner Werke, und dass Sie auch eine englische Ausgabe eines seiner Werke besitzen. Könnten Sie mir bitte mit der Information weiterhelfen, in welchem Verlag bzw. welchen Verlagen die engl. Ausgaben erschienen sind, und ob es ggf auch Ausgaben auf Italienisch, Französisch und Jiddisch gab? Ich betreiben einen winzigen mehrsprachigen Hobby-Literaturkanal in den o.g. Sprachen, in dem ich versuche, Lesern die in den jeweiligen Sprachen verfügbaren, aber trotzdem weitgehend unbekannten Autoren, die ich für lesenswert halte, schmackhaft zu machen. Ich plane nun ein ‘Special’ zu Hermann, das macht aber nur Sinn, wenn ich auf zumindest antiquarisch auffindbare Ausgaben in dirsen Sprachen hinweisen kann. Leider waren meine bisherigen Recherchen dszu nicht besonders erfolgreich. Für jeden noch so kleinen Hinweis wäre ich äußerst dankbar. Mit herzlichen Grüßen, David S.
Hallo David,
ich muss mich dafuer entschuldigen dass ich erst jetzt auf Ihre mail antworte, aber ich habe den Spamfolder fuer lange Zeit nicht gecheckt und obwohl normalerweise auch dort ein Eingang angezeigt wird, ist mir Ihre Nachricht durch die Lappen gegangen!
Ich kenne Ihren Kanal (der neuseelaendische Subscriber, das bin ich…) und verfolge seit laengerem Ihre ausserordentlich erhellenden und inspirienden Kommentare. Der Zauberberg war grossartig und nun also Ulysses!! Bravo. Ich bin kein grosser Freund der Uebersetzungen, Goyert etwas hoelzern aber gut lesbar, Wollschlaeger (zu?) sehr sprachverliebt und wortmaechtig, ich bleibe also beim Original. Was mir enorm geholfen hat ist die hoerbare Version, die es auf YT gibt: https://www.youtube.com/watch?v=qY1E-NqPcP0&list=PL2pH-DD1pFYaerbwInIQoLzoGAZfMi10L
Ironischerweise habe ich vor ein paar Tagen das Faksimile des Manuskripts verkauft, das lag wie ein zentnerschwerer Brocken umeinander, und man kann eigentlich wenig damit anfangen, ausser vielleicht den Versionsvergleichen im 3. Band, aber das ist mir zuviel.
Da ich seit vielen Jahren einer schrecklichen Leidenschaft froene ( ich sammle Golden Age mystery novels in Originalausgaben ) habe ich das eingetauscht gegen einen raren Herbert Adams ( Collins Crime Club mit dustjacket, der Kenner weiss was das bedeutet…).
Zu Georg Hermann: den habe ich zufaellig entdeckt, da lagen diese schoenen Baende des Verlags Das neue Berlin in einem Antiquariat umeinander und ich habe in einem voellig unerklaerlichen Anflug ein Dutzend mitgenommen, fuer 5 Euro per Band!!!
Zu Hause angekommen verfiel ich in einen wahren Georg Hermann Rausch, ich lebte zu der Zeit noch in Berlin und das passte perfekt.
Und diese Begeisterung (fuer Georg Hermann, nicht fuer das heutige Berlin) hat angehalten, es ist eine Dauerbeziehung geworden.( so wie mit Doderer, Jean Paul, Arno Schmidt und Fontane…)
Ich habe dann meiner neuseelaendischen Frau ein seltenes uebersetztes Exemplar von Jettchen Gebert geschenkt. Das war schwierig zu finden denn der Titel war in “Hetty Geybert” geaendert worden, das Buch ist 1924 bei George Allen&Unwin erschienen. ich habe seither keine weitere Uebersetzung gefunden, es koennte sein dass dieses die einzige englische Uebersetzung eines Hermann Romans ist.
Jetzt freue ich mich auf das Ulysses Projekt, ich werde aufmerksam mitlesen und ab und zu kommentieren!
Beste Gruesse nach Deutschland,
Ihr Michael E.